Kompetenzüberprüfung E-Assessment

Vorbereitungsphase

Quelle: www.pixabay.com

Ausgangslage

Im Rettungsdienst werden die medizinischen Massnahmen durch die ärztliche Leitung delegiert. Damit die Rettungssanitäter/-innen diese Massnahmen delegiert ausführen dürfen, müssen sie einmal pro Jahr eine Kompetenzprüfung absolvieren. Bis anhin wurde diese Kompetenzprüfung in einem persönlichen Gespräch mit der ärztlichen Leitung durchgeführt. Dieses Gespräch beinhaltete folgende Punkte:

  • Eine mündliche Fallbesprechung
  • Mündliche Fragen zur Pharmakologie
  • 4-5 EKG’s (Elektrokardiogramme) beurteilen
  • Ein Skill praktisch vorführen (z.B. Einlage einer supraglottischen Atemwegshilfe)

Diese Kompetenzprüfung sorgt gerade bei älteren Mitarbeitenden, die schon länger im Beruf sind, teilweise für Bauchschmerzen. Dennoch ist es interessant zu sehen, wie sich die Mitarbeitenden vor einer solchen Kompetenzprüfung intensiv – mit den zuvor festgelegten Schwerpunktthemen – auseinandersetzen und sich gegenseitig unterstützen (soziales Lernen). Für die ärztliche Leitung sind diese Kompetenzüberprüfungen zentral, da sie uns die medizinischen Massnahmen (z.B. die Applikation von Medikamenten etc.) delegieren, ohne dass sie uns über eine längere Zeitperiode kennengelernt haben oder uns im präklinischen Setting begleiten können. Sie müssen sich also innerhalb von ca. 45 Minuten festlegen, ob sie uns die Delegation über zahlreiche Medikamente und Massnahmen freigibt.

Nachfolgend eine Übersicht über die farblich abgestuften Medikamenten:

Quelle: Algorithmen Rettungsdienst Kantonsspital Baselland

Alle grün- und gelbkodierten Medikamente haben die Rettungssanitäter/-innen nach bestandener Kompetenzprüfung frei. Darunter hat es potente atem- sowie kreislaufwirksame Medikamente, die rasch zu einer lebensbedrohlichen Situation führen können. Hierfür ist es wichtig, dass auch die entsprechenden Skills (z.B. eine assistierte Beutelmaskenventilation) beherrscht werden.

Quelle: https://www.forum-bb-rw.ch/index.cfm?action=act_getfile&doc_id=100650&

Wie der Auszug aus dem Rahmenlehrplan zeigt, werden für die präklinischen Notfallmediziner zahlreiche Kompetenzen aus verschiedenen Arbeitsprozessen vorausgesetzt. Dazu kommt, dass die Präklinik unterschiedliche Settings bietet, in denen Flexibilität gefordert ist.

Die in der Abbildung gelbmarkierten Kompetenzen werden mit der aktuellen betrieblichen Kompetenzprüfung überprüft. Die blaumarkierten Kompetenzen könnten mit zusätzlichen Prüfungsformen – wie z.B. Simulationstraining – handlungsorientiert überprüft werden.

Digitale Umsetzungsideen für eine betriebliche Kompetenzüberprüfung

Mögliche Ideen für eine digitale Kompetenzüberprüfung:

Ressource “Wissen”:

  • Fachwissen, z.B. aus den Schwerpunktthemen der internen Fortbildung (Onlinebasierte Auswahl- und Bearbeitungsaufgaben)
  • Pharmakologie (Onlinebasierte Auswahl- und Bearbeitungsaufgaben)
Ressource “Fertigkeiten”:
  • Skills wie intraossärer Zugang, Atemwegsmanagement, Blutstillung etc. (eOSCE)

Performanz:

  • Videobasierte Fallszenarien (Onlinebasiert – Bearbeitungsaufgaben)
  • Simulationen
  • SOL mit Miro-Board zur kollaborativen Bearbeitung eines Schwerpunktthemas (Onlinebasiert – Bearbeitungsaufgaben)
  • E-Portfolio
  • EKG-Beurteilungen (Onlinebasiert – Bearbeitungsaufgaben)
Herausforderungen:
  • Zum Teil hoher personeller Aufwand z.B. im Bereich Simulationen
  • Hoher zeitlicher Entwicklungs- und Vorbereitungsaufwand
  • Festlegung von Bewertungskriterien insbesondere im Bereich Simulationen & kollaborativen Formen
  • Künstlichkeit von Simulationssettings – es widerspiegelt nicht die Realität
  • Wer, wie  und was wird überprüft insbesondere im Bereich der Simulation, wo die Teamarbeit im Fokus steht?
  • Rechtliche Aspekte z.B. im Bereich Datenschutz von Videomaterial
  • Grosse fachliche Diskrepanz zwischen den Mitarbeitenden (Angebote zur Vorbereitung und Auffrischung schaffen)
  • Akzeptanz von den Mitarbeitenden

Ansätze für eine umfassende Kompetenzüberprüfung

Es gibt verschiedene Ansätze für eine umfassende Kompetenzprüfung:

Quelle: Miller (1990) zit. in Schmees & Horn 2014, S. 21
Quelle: Arnold et al. 2018, S. 313

Im Hinblick auf die Planung und Umsetzung von Prüfungen sind die folgenden fünf Leitfragen nach Metzger & Nüesch (2004) zentral:

Wozu prüfen?

Quelle: Seufert, 2011

Was prüfen?

Bei der Planung und Erstellung einer Prüfung sind folgende Punkte zu beachten:

  • Konzentration auf zentrale, in der Lehrveranstaltung vorrangig geförderte Kompetenzen bzw. wichtige Lernziele, Themen und Inhalte.
  • So weit wie möglich handlungsorientiert prüfen, z.B. durch Bezug auf Handlungserfordernisse in Problemsituationen.
  • So weit wie möglich transferorientiert prüfen, d.h. von den Teilnehmenden einen Transfer des Gelernten auf neue/wenig bekannte Aufgaben und Probleme verlangen.
Quelle: Taxonomie nach Anderson & Krathwohl (2001)

Wie gut prüfen?

Quelle: Metzger & Nüesch, 2004, S. 17f.
Quelle: Metzger & Nüesch, 2004, S. 6-10

Wie prüfen?

Entscheidungsraum. Quelle: Metzger & Nüesch, 2004, S. 22
Quelle: Metzger & Nüesch, 2004, S. 22

Je höher der Freiheitsgrad, bzw. auch die Taxonomie, desto grösser der Aufwand für die Beurteilenden.

Wie auswerten?

Quelle: Metzger & Nüesch, 2004, S. 30
Quelle: Seufert, 2011

Anforderungen & Sicherheit für die Durchführung von E-Assessment

Safe Exam Browser entwickelt von der ETH Zürich: https://www.safeexambrowser.org/about_overview_de.html 

Verfahren der Kompetenzbestimmung

eOSCE

E-Portfolio

Die fünf E-Portfolio Prozesse nach Schaffert et al., 2007, S. 79:

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