In diesem Modul hat mich das Thema MOOCs (Massive Open Online Course) sehr fasziniert. Gerade für die präklinische Notfallmedizin sehe ich in diesem Bereich grosses Potenzial. Jede Rettungssanitäterin und jeder Rettungssanitäter muss pro Jahr 40 Fortbildungsstunden leisten, dies wird vom Interverband für Rettungswesen (IVR) vorgeschrieben. Planerisch ist dies in einem 24/7-Beruf eine grosse Herausforderung. MOOCs könnten dem eine grosse Abhilfe schaffen, da sie:
Im Summer-Workshop zum Thema “Digitale Plattformen & Werkzeuge” habe ich mit WordPress einen Prototypen für ein Lernmanagementsystem (LMS) für das Modul Pädiatrie entwickelt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieser Prototyp zu einem MOOC für prä- aber auch innerklinisches Fachpersonal weiterentwickelt werden kann. Bis dorthin ist es jedoch noch ein langer Weg. Nichtsdestotrotz möchte ich für diese Transferarbeit die Gelegenheit nutzen und prüfen, welche Aspekte dabei zu berücksichtigen sind und was es dazu noch braucht. Anhand der 15 Qualitätskriterien von Egloffstein et al. (2019- Instructional Quality of Business MOOCs) möchte ich den aktuellen Prototypen nachfolgend unter die Lupe nehmen.
Folgender Link führt dich zum Prototypen:
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Es sind noch nicht alle aufgeführten Module freigeschalten. Das Modul “Respiratorische Notfälle” kann bereits als Prototyp getestet werden. Viel Spass dabei! 🙂
Nachfolgend wird der Prototyp anhand der 15 Qualitätskriterien von Egloffstein et al. (2019 – Instructional Quality of Business MOOCs) analysiert und weitere Entwicklungsschritte dargelegt.
1. Lernziele
Die Lernziele werden in den jeweiligen Themenbereiche formuliert. Für die Formulierung der Lernziele dient die Taxonomie kognitiver Lernziele von Anderson & Krathwohl (2001):
Für den Themenbereich “Respiratorische Notfälle in der Pädiatrie” habe ich zur Veranschaulichung drei Lernziele mit unterschiedlicher Taxonomie formuliert:
Die Teilnehmenden…
2. Zielgruppe
Im Einführungsvideo – mit Animaker erstellt – wird die Zielgruppe definiert. Aktuell ist die Zielgruppe noch auf angehende Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter ausgerichtet, da ich den Prototypen für das Ausbildungsmodul entwickelt habe. Es wird jedoch erwähnt, dass dieses Modul auch zur Repetition von ausgebildeten Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter optimal genutzt werden kann. Je nach Nutzung dieser Plattform muss die Zielgruppe im Einführungsvideo neu definiert werden. Ich könnte mir gut vorstellen, dass diese Plattform auch für innerklinisches Fachpersonal interessant sein könnte und somit die Zielgruppe noch weiter ausgebaut werden könnte.
3. Anforderungen
Wie bereits zuvor erwähnt, ist der aktuelle Prototyp auf das Ausbildungsmodul ausgerichtet, womit die Anforderungen an die Ausbildungsphase der Studierenden geknüpft ist. Sollte die Plattform auch für innerklinisches Fachpersonal zur Verfügung gestellt werden, müssten die Anforderungen an die einzelnen Module klar beschrieben werden.
4. Kursbeschreibung
Die einzelnen Modulbeschreibungen sind kurz und knapp bei den jeweiligen Modulbausteinen hinterlegt. Im nachfolgendem Beispiel anhand dem blauen Modulbaustein “Respiratorische Notfälle”:
5. Kursstruktur
Die Kursstruktur ist für einen Prototypen bereits übersichtlich dargestellt. Zum einen findet man in der Modulübersicht die einzelnen Modulbausteine mit den jeweiligen Kursbeschreibungen (siehe vorheriges Bild). Zum anderen sieht man durch das Lernmanagementsystem (WordPress Plugin “LearnDash”) die einzelnen Kapitel, welche bereits erledigt sind und welche noch zu bearbeiten sind (inklusive Fortschrittsbalken). Es ist sicherlich empfehlenswert, wenn die Kursstruktur im Einführungsvideo kurz erläutert wird, umso den Teilnehmenden bereits einen guten Überblick gewährleisten zu können.
6. Problemzentrierung
Jedes Modul wird mit einer Lernzielkontrolle abgeschlossen. Hierbei ist es mir wichtig, dass gute SC/MC-Fragen entwickelt werden. Basierend auf Haladyna T. et al. (2002 – A Review Multiple-Choice Item-Writing Guidelines for Classroom Assessment), formulierte René Krebs folgende sieben Prinzipien, welche für gute SC/MC-Fragen berücksichtigt werden müssen. Diese habe ich unter der Rubrik “Was sind gute Prüfungsfragen” in der Transferarbeit zum Modul “Kompetenzüberprüfung E-Assessment” aufgeführt:
Im Quiz zu den respiratorischen Notfällen habe ich bereits zwei Fragen ausgearbeitet. Beide Aufgaben basieren auf zwei Videos, welche analysiert werden müssen. Beim rechten Video müssen die Teilnehmenden das Krankheitsbild erkennen und anhand des Alters die korrekte Therapie mit der korrekten Dosierung überprüfen, womit eine hohe Taxonomiestufe (5 – Evaluieren) erreicht wird:
7. Wissensaktivierung
Wie bereits erwähnt, ist der Prototyp auf das Ausbildungsmodul Pädiatrie und somit auf die Ausbildungsphase der Studierenden ausgerichtet. Sollte dieser Prototyp für weitere Teilnehmenden öffentlich gemacht werden, müsste das nötige Vorwissen und die Anforderungen klar beschrieben werden.
8. Anschaulichkeit
Meiner Ansicht nach kommt der Prototyp schon sehr anschaulich daher. Natürlich braucht es noch eine graphische und technische Überarbeitung für eine bessere Nutzerfreundlichkeit. Hierzu muss ich mich noch vertiefter mit dem Programm WordPress und Elementor auseinandersetzen, sodass mit gewissen Features (zum Beispiel Klappfenster etc.) die Nutzerfreundlichkeit gestärkt werden kann.
Der Prototyp bietet mit den Anschauungsvideos und den Verlinkungen zu den Expertenvideos bereits ein abwechslungsreiches Lernen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass gewisse Theorieinhalte mit einem kurzen Inputreferat noch interessanter, abwechslungsreicher und somit lernförderlicher gestaltet werden könnten.
9. Anwendung & Transfer
Die Videos zu den einzelnen Krankheitsbildern ermöglichen einen wertvollen Transfer in die Praxis. Natürlich ist hierbei stets der Datenschutz der einzelnen Videos zu beachten. Gerade pädiatrische Einsätze sind im präklinischen Berufsalltag zum Glück selten. Aber gerade deswegen fehlt die Erfahrung mit solchen Einsätzen, weshalb Videos von Krankheitsbildern eine enorme Bereicherung für das Lernen und die präklinische Praxis darstellen.
Für den praktischen Transfer kann ich mir im schulischen Setting, wie auch für die betriebliche Fortbildung entsprechende Blended Learning Modelle (zum Beispiel Flipped Classroom) vorstellen, umso mit Simulationstraining auch die Skills und das erworbene Wissen praktisch anzuwenden und zu trainieren.
10. Integration
Dieses Kriterium hat mir aus technischer Sicht grosses Kopfzerbrechen und viele Arbeitsstunden verursacht. Ich würde gerne ein Diskussionsforum integrieren und habe bereits mit wpForo ein entsprechendes Plugin für WordPress installiert. Leider konnte ich es in dieser kurzen Zeit noch nicht funktionstüchtig zur Anwendung bringen. Nachfolgende Darstellung zeigt eine Übersicht über die mögliche Nutzung und Darstellung von wpForo:
11. Feedback
Nach jeder absolvierten Lernzielkontrolle können die Teilnehmenden ihre Resultate einsehen und bekommen direkt auch ein Feedback zu den jeweiligen Antwortmöglichkeiten. Das aktuelle Beispiel ist noch kurz gefasst und wird noch ausführlicher daher kommen:
Zusätzlich kann ich als Administrator in die Ergebnisse Einsicht nehmen. Dies dient zum einen der deskriptiven und diagnostischen Analytik, umso eine allfällige Präsenzphase individuell zu gestalten, zusätzliche individuelle Unterstützung anbieten zu können und die Lernplattform weiterzuentwickeln.
12. Authentizität
Die Videos zu den einzelnen Krankheitsbildern, sowie auch die Verlinkungen zu den Expertenvideos, tragen zu einer hohen Authentizität bei. Gerne würde ich noch eine Bibliothek integrieren, wo die entsprechenden Leitlinien und Quellen hinterlegt sind und auch weiterführende Fachliteratur zur Verfügung gestellt werden kann.
13. Differenzierung
Individuelle Lernzugänge in einem Online-Format zu ermöglichen, sehe ich als grosse Herausforderung und gleichzeitig mit viel Arbeit verbunden. Es ist mir jedoch ein grosses Anliegen, dass verschiedene Medien didaktisch sinnvoll ausgearbeitet werden, umso eine Methodenvielfalt gewährleisten zu können und den verschiedenen Lerntypen gerecht zu werden, zum Beispiel durch:
14. Kooperation / Kollaboration
Wie bereits erwähnt, möchte ich mit dem Plugin “wpForo” ein Diskussionsforum integrieren. Aktuell bestehen noch diverse Bugs, die es für eine funktionstüchtige Integration noch zu bewältigen gilt.
Für das schulische Setting und die betriebliche Fortbildung könnte für die Kooperation und Kollaboration die Präsenzphase eines Blended Learning Formats optimal genutzt werden. Auch die Integration eines Miro-Boards könnte dafür hilfreich sein. Im Modul “Design Thinking” habe ich einen Prototypen für eine betriebliche Fortbildung zum Thema Pädiatrie erstellt. Gewisse Elemente (zum Beispiel die Idee mit den Lokomotiven und dem gegenseitigen Feedback) könnten auch sinnvoll in die Lernplattform integriert werden:
Mit grossem Stolz – wenn auch mit grossem zeitlichen Aufwand – habe ich es geschafft, einen ChatGPT Chatbot für eine KI-unterstützten Dialog zu implementieren. Nachfolgend kannst du ihn gleich testen:
GPT: Hallo. Ich bin ChatGPT, ein textbasiertes Dialogsystem. Hast du eine Frage? Stelle sie mir!
15. Lernenden- / Handlungsorientierung
Meiner Ansicht nach fördert diese Lernplattform das aktive Lernen, indem es didaktisch abwechslungsreich gestaltet ist und die Inhalte sowie die Lernzielkontrollen auf praxisorientierte Problemstellungen fokussiert sind. Wenn es mir gelingt, mit einem Diskussionsforum und einer integrierten Kollaborationsplattform (zum Beispiel mit einem Miro-Board) das kooperative und kollaborative Lernen zu unterstützen und auch zu leben, würde es dieses Qualitätskriterium noch zusätzlich stärken.
Dieses Modul war für mich persönlich sehr wertvoll. Bis anhin hatte ich noch keine grossen Berührungspunkte mit MOOCs. Ich bin jedoch der Meinung, dass diese Art des Lernens viele wertvolle Aspekte mit sich bringt, die gerade für die Rettungsdienste interessant sein könnten. Wie zu Beginn bereits erwähnt, muss jede Rettungssanitäterin und jeder Rettungssanitäter pro Jahr 40 Fortbildungsstunden leisten. Für die Rettungsdienste und insbesondere für die Dienstplanerinnen und Dienstplaner ist dies – in einer 24/7-Dienstplanung – eine grosse planerische Herausforderung. Gerade der zeitlich und örtlich unabhängige Zugang würde dem eine grosse Abhilfe schaffen. So könnten die Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter solche Fortbildungsangebote auch während der einsatzfreien Zeit unabhängig nutzen. Ob ein solches Kursformat als kostenpflichtiger Online-Kurs oder als kostenfreier MOOCs konzipiert wird, ist noch unbeantwortet. Wichtig dabei ist, dass am Ende jedes erfolgreich absolvierten Moduls ein Zertifikat zur Bestätigung der Fortbildungsstunden ausgehändigt werden kann.
Dieses Modul hat meine Perspektive zusätzlich erweitert. Viele Puzzelteile, welche in den bisherigen Modulen entstanden sind, können nun für die Erweiterung der Lernplattform verwendet werden, so zum Beispiel:
Kompetenzüberprüfung E-Assessment
Mit dem WordPress-Plugin QSM (Quiz and Survey Master) habe ich ein E-Assessment-Tool installieren können, welches viele Anforderungen an ein solches Tool optimal abdeckt. Für die Erstellung von guten SC/MC-Fragen unterstützen mich die sieben Prinzipien von René Krebs, basierend auf Haladyna T. et al. (2002 – A Reviey of Multiple-Choice Item-Writing Guidelines for Classroom Assessment), sehr gut. Ausführliche Inhalte dazu findest du in meiner Transferarbeit unter folgendem Link:
Digitale Plattformen & Werkzeuge
In diesem dreitägigen Summer-Workshop ist mein Prototyp entstanden, welcher eine gute Basis für die Weiterentwicklung zu einem MOOC oder Online Kurs bietet. Bisher ist dieser Prototyp auf den Themenschwerpunkt Pädiatrie ausgerichtet. Für einen MOOC oder Online-Kurs für die präklinische Notfallmedizin wäre es natürlich zentral, dass die Inhalte auf weitere medizinische und traumatische Themenschwerpunkte ausgeweitet werden. Der Weg dorthin ist noch lang, aber wie sagt man so schön: “Der Weg ist das Ziel”.
Workplace Learning
In diesem Modul habe ich ein Anleitungsvideo zum Perfusor erstellt. In der Zwischenzeit sind weitere solche Anleitungsvideos entstanden, so z.B. die Montage von Schneeketten auf die Doppelbereifung eines Rettungswagens. Solche Videos könnten ebenfalls für einen MOOC oder Online-Kurs genutzt werden, insbesondere im Bereich des Skillstraining. Mehr dazu in meiner Transferarbeit unter folgendem Link:
Design Thinking
Für die Erstellung von solchen Lernplattformen bietet der Design-Thinking-Prozess mit seinen sechs iterativen Phasen eine gute Unterstützung. Bevor nun dieser Prototyp weiter ausgearbeitet wird, wäre es sicherlich empfehlenswert, den aktuellen Prototypen in der Schule und im Betrieb zu testen, um allfällige weitere Anpassungen vornehmen zu können.
In diesem Modul ist ein Miro-Board entstanden, welches im Oktober 2023 im Rahmen einer betrieblichen Fortbildung zum Einsatz kommen wird. Dieses Miro-Board vereint zahlreiche Faktoren, welche zu einer nachhaltigen Fortbildung beitragen sollen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass gewisse Aspekte aus diesem Miro-Board in die Lernplattform integriert werden könnten, umso die Kooperation und Kollaboration zu stärken, so zum Beispiel die Idee mit den Lokomotiven und dem gegenseitigen Feedback. Mehr dazu unter folgendem Link:
Immersive Lernumgebungen
In diesem Modul habe ich zwei 360°-Videos erstellt. Diese Videos könnten auch für die Lernplattform interessant sein. So könnte zum Beispiel für ein Modul “Fahren mit Sondersignal” wichtige Verhaltensregeln bei Sondersignalfahrten aufgezeichnet werden und mittels Edpuzzle in ein E-Learning eingebettet werden. Gerade die 360°-Perspektive könnte dabei interessant sein, sodass die Teilnehmenden verschiedene Perspektiven fokussieren können, so zum Beispiel:
Es könnten auch simulierte Szenarien aufgezeichnet werden und mittels Edpuzzle die nächsten Therapieschritte erfragt werden. Hierzu ist es natürlich zentral, dass die Teilnehmenden den Patienten oder die Patientin sehen und zugleich durch die 360°-Perspektive einen Blick auf die aktuellen Vitalwerte am Monitor nehmen können.
Mehr dazu unter folgendem Link:
Abschliessend möchte festhalten, dass mir dieses Modul geholfen hat, die bisherigen Puzzelstücke zusammenzuführen. Die Qualitätskriterien nach Egloffstein et al. bieten mir eine gute Grundlage, um den iterativen Prozess stets kritisch im Auge zu behalten und zu überprüfen. Ich lernte auch neue Tools kennen, so zum Beispiel Edpuzzle, um Videosequenzen noch interaktiver zu gestalten. Durch den sinnvollen Einsatz von solchen Gamification-Tools soll zusätzlich die intrinsisiche Motivation durch das Kompetenzerleben gestärkt werden. Auch weitere Tools möchte ich gerne noch austesten, so zum Beispiel die avatarbasierten Lernvideos von Synthesia. Persönlich sehr spannend und zugleich eine grosse Herausforderung ist die Lern-Analytik und deren pädagogischen Ansätze. Hierzu muss ich mich jedoch noch tiefer mit der theoretischen Thematik auseinandersetzen.
Abschliessendes Fazit: Ein spannendes, wertvolles und sicherlich nachhaltiges Modul. Grosses Dankeschön an dich Sabine für deine herzliche, kompetente, humorvolle und begeisterungsfähige Begleitung! 🙂