MOOC’s steht für Massive Open Online Course und sind so konzipiert, dass sie von einer grossen Anzahl von Lernenden (massive), mit uneingeschränktem Zugang (open) im Internet (online) besucht und als komplettes Lernsetting (course) absolviert werden können. Sie bieten folgende Vorteile:
Der Unterschied zu Online-Kursen ist unter anderem:
Plattformen aus der DACH-Region mit primär deutschsprachigen Inhalten existieren ebenfalls:
Die Abbruchrate bei MOOC’s ist hoch. Studienergebnisse variieren zwischen 30-40% bis zu 90%. Um dem gegenüberzustehen ist ein gutes Instruktionsdesign zentral. Damit ist die Gestaltung kompletter Lernsettings gemeint:
Das ADDIE-Modell ist ein bewährtes Konzept für die Entwicklung von Lerninhalten und besteht aus fünf Hauptphasen:
Darüber hinaus können wichtige Weiterentwicklungen aufgezeigt werden:
Didaktisches Modell – Goal-Based Scenario
Das Goal-Based Scenario (GBS) ist eine von Roger Schank entwickelte Methode zur Erstellung von Lernsettings. Lernen geschieht zielorientiert, im Englischen goal-based. Ein GBS besteht aus der Beschreibung eines definierten Ziels und einer Reihe von Handlungen, welche die Teilnehmenden ausführen müssen, um das Ziel zu erreichen. Die Handlungen können in einer Hierarchie organisiert sein, um komplexe Probleme zu lösen. Ein typisches GBS beschreibt eine Geschichte oder eine Situation, in der die Lernenden eine bestimmte Rolle einnehmen. GBS hat den Vorteil, dass es eine realitätsnahe Umgebung schafft, in der Lernende in einer interaktiven Erfahrung handeln können. GBS passt auch für komplexe Probleme und Ziele, die durch einfache Anweisungen nicht erreicht werden können.
Kompetenzen: Handlungsziele als Ausgangspunkt
Ziele sind Basis allen menschlichen Handelns. Natürliches Lernen basiert von Anfang an auf Handlungszielen. Insofern sollte auch institutionalisiertes Lernen in MOOCs und Online-Kursen an Zielen ausgerichtet werden. Diese Prämisse liegt dem sogenannten GBS-Ansatz nach Schank et al. (1993), einem amerikanischen Kognitionswissenschaftler, zu Grunde. GBS stehen in der Tradition konstruktivistischer, handlungsorientierter Pädagogik-Ansätze. so soll in GBS über “Learning by doing” Handlungswissen zusätzlich zu Faktenwissen gefördert werden. Lernen findet in einem GBS deswegen immer in einem bestimmten Kontext statt, in dem ein vorgegebenes Ziel erreicht werden muss. Der Kontext und die damit verbundene Geschichte ermöglichen eine realitätsnahe Abbildung von Komplexität. Das zu erreichende Ziel soll so gestaltet werden, dass es den Lernenden bedeutungsvoll und interessant erscheint. Dadurch wird die Lernmotivation gefördert. Wissen soll in einer Form aufgebaut werden, dass es auch ausserhalb der Lernumgebung anwendbar ist, so dass ein Lerntransfer gelingen kann.
Kontext: Story, Mission und Rahmenbedingungen
Zur Einbindung des Lerngeschehens in einen fiktiven Kontext, auch Situierung von GBS genannt, tragen vor allem zwei Elemente bei:
Inhaltsstruktur und Interaktionen / Aufgaben
Die Inhaltsstruktur spiegelt die Modul- bzw. Kapitelstruktur eines MOOCs / Onlinekurses wider. Die Inhaltsstruktur kann dabei nach einem Problemlösungsprozess strukturiert sein. Die formulierten Ziele und Teilkompetenzen könnten sich ebenfalls nach dieser Struktur orientieren. Darüber hinaus könnte ein Advance Organizer als pädagogisches Werkzeug verwendet werden, um das Verständnis und den Aufbau von Wissensstrukturen bei Lernenden zu verbessern, indem es einen Rahmen oder eine Struktur für das Lernen bietet. Es ist ein organisatorisches Schema, das die Lernenden darauf vorbereitet, neue Informationen zu empfangen, indem es ihnen eine Art “Landkarte” des bevorstehenden Lerninhalts präsentiert.
Um Interaktionen anhand von Aufgabenstellungen zu gestalten, verwenden wir gerne das ICAP-Modell von Chi und Wylie (2014). Das ist eine Taxonomie, um Lernaktivitäten mit steigendem Qualitätsanspruch zu entwickeln. Dem ICAP-Modell liegt die Annahme zugrunde, dass Lernen umso effektiver und nachhaltiger ist, je tiefer die Lernenden kognitiv involviert sind und je stärker sie sich engagieren. Die Lernaktivitäten werden unterschieden nach passiv, aktiv, konstruktiv und interaktiv. Vor allem konstruktive und interaktive Lernaktivitäten sind für den Wissenserwerb entscheidend.
Vertiefung: Gamification
Gamification bezieht sich auf die Integration von spielerischen Elementen und Techniken in Nicht-Spiel-Kontexte, um die Motivation, das Engagement und das Lernen zu fördern. Im Kontext von Online-Lernumgebungen kann Gamification dazu beitragen, den Lernprozess attraktiver und effektiver zu gestalten. Gamification geht über das Sammeln von Punkten und das Gestalten eines Wettbewerbs hinaus. Deshalb bevorzugen wir den weiter gefassten Begriff des Motivationsdesigns, um zu betonen, dass das Ziel im Steigern der Motivation und nicht im Gestalten spielerisch anmutender Elemente liegt. Als wichtigste Motivationstheorie nutzen wir die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (1993):
Vertiefung: Learning Analytics
Learning Analytics bezieht sich auf die Verwendung von Datenanalyse-Techniken, um Informationen über das Lernverhalten von Teilnehmenden in einem MOOC / Online-Kurs zu sammeln und zu analysieren. Das Ziel von Learning Analytics ist es, wertvolle Einblicke in das Lernverhalten der Teilnehmenden zu gewinnen, um den Lernprozess zu verbessern und zu optimieren.
In einem Online-Kurs können Learning Analytics eingesetzt werden, um die Aktivität von Lernenden auf der Lernplattform zu verfolgen, einschliesslich der Anzahl der eingereichten Aufgaben, der Zeit, die die Teilnehmenden auf der Plattform verbringen (deskriptive Analytik). Diese Daten können verwendet werden, um den Fortschritt und das Engagement der Lernenden zu bewerten (diagnostische Analytik), um mögliche Schwierigkeiten im Lernprozess frühzeitig zu erkennen (prädikative Analytik) und um personalisierte Empfehlungen und Unterstützung bereitzustellen (präskriptive Analytik). Der Mehrwert sowie gleichermassen die Komplexität der Analytik nimmt dabei jeweils zu. Die Entwicklung derartiger Services sollte somit mit einem kontinuierlichen Qualitätsentwicklungsprozess im Rahmen des ADDIE-Modells erfolgen.
Modularisierungsstrategien
MOOCs / Online-Kurse können durch eine effektive Modularisierung in kleinere, leichter verdauliche Einheiten unterteilt werden, was den Lernprozess für die Teilnehmenden verbessert. Hier sind einige bewährte Strategien für die Modularisierung:
Durch die Anwendung einer oder mehrerer dieser Modularisierungsstrategien können Online-Kurse / MOOCs strukturiert und effektiver gestaltet werden, um den Teilnehmenden ein optimales Lernerlebnis zu bieten.
Integration von MOOCs und Online-Kursen in Blended Learning
Es sind diverse Formen des Blended Learning mit MOOCs / Online-Kursen denkbar. Eine Auswahl zeigt die folgende Abbildung. Die Kombination von MOOCs und Blended Learning wird als bMOOC bezeichnet.
In traditionellen MOOCs / Online-Kursen erhalten die Lernenden in der Regel keine ausreichende Anleitung und Unterstützung und haben Mühe mit der Selbstregulierung. In bMOOC-Settings können Trainerinnen und Trainer den Lernenden ausführliche Feedbacks geben, indem sie etwa die Funktionen von Learning Analytics nutzen. Es gibt Evidenz für positive Auswirkungen von bMOOCs auf das Engagement und den Lernerfolg. Da zudem die sonst hohen Drop-Out Raten nicht auftreten, werden bMOOCs zunehmend eingesetzt.
Mit MOOCs hatte ich bisher keine Berührungspunkte. Ich könnte mir jedoch durchaus vorstellen, dass gerade für die präklinische Notfallmedizin solche MOOCs interessant sein können, da gerade im Rettungsdienst eine gewisse Anzahl an Fortbildungsstunden obligatorisch sind. Viele Online-Kurse sind kostenpflichtig und häufig fehlt die Möglichkeit der Interaktion, was in der Regel bei MOOCs der Fall ist. Auch der Registrierungsprozess ist bei MOOCs häufig selbstgesteuert, was bei LMS-basierten Online-Kursen nicht möglich ist. Wichtig jedoch ist, dass am Ende eines MOOCs eine Teilnahmebestätigung versendet wird, umso die Fortbildungsstunden im Rettungsdienst zu belegen.
In diesem Modul möchte ich zum einen Recherchieren, ob bereits MOOCs für die präklinische Notfallmedizin existieren und falls ja, diese zu Evaluieren. Zum anderen möchte ich gegebenenfalls selbst einen Prototypen für einen Mini MOOC erstellen, respektive konzipieren.