Instruktionsdesigns

Vorbereitungsphase

Quelle: https://www.scil.ch

Definition MOOCs

MOOC’s steht für Massive Open Online Course und sind so konzipiert, dass sie von einer grossen Anzahl von Lernenden (massive), mit uneingeschränktem Zugang (open) im Internet (online) besucht und als komplettes Lernsetting (course) absolviert werden können. Sie bieten folgende Vorteile:

  • Flexibilität und Zugang: Die Lernenden können selber darüber entscheiden, wann und wo sie lernen wollen. Es gibt keine feste Zeitpläne und auch keine Anwesenheitspflichten.
  • Effizienzerhöhung und Analytics: MOOC’s sind skalierbar und für den Aufbau von handlungsleitendem Wissen (Skills) gut geeignet. Sie bieten auch die Möglichkeit von Learning Analytics. Die erhobenen Daten zur Auswertung können in Echt-Zeit verwendet werden. 
  • Anpassungsfähigkeit: Die Lernenden können in ihrem Tempo arbeiten und sich auf die Bereiche konzentrieren, die für sie am wichtigsten sind. 
  • Technologie-Einsatz: Dies umfasst interaktive Lernmaterialien, Videos, Animationen, Echtzeit-Feedbacks und Online-Diskussionen. Auch Chatbots können zur Lernunterstützung in natürlicher Sprache integriert werden. 
  • Neue Geschäftsmodelle: Entwicklung neuer Bildungsangebote und Geschäftsmodelle.

Der Unterschied zu Online-Kursen ist unter anderem:

  • Grösse: Online-Kurse werden in der Regel für kleinere Gruppen gestaltet. Von einem MOOC spricht man üblicherweise ab 100 Teilnehmenden.
  • Kosten: Ein Online-Kurs kann kostenpflichtig oder kostenlos sein, während MOOCs in der Regel kostenlos sind. 
  • Struktur: Online-Kurse können entweder strukturiert oder unstrukturiert sein, während MOOCs in der Regel einen strukturierten Lehrplan und eine klare Kursstruktur haben.
  • Interaktion: MOOCs bieten in der Regel mehr Interaktionsmöglichkeiten als herkömmliche Online-Kurse, einschliesslich Diskussionsforen, Live-Webinare und Peer-to-Peer-Feedback.
  • Technologie: Für Online-Kurse werden in der Regel LMS verwendet. Weit verbreitet ist z.B. die Open Source Software Moodle. Der Vorteil von MOOC-Plattformen ist es, dass Services standardisiert vorgenommen werden, wie z.B. die Anmeldung und Registrierung von Teilnehmenden.
  • Zertifizierung: Online-Kurse bieten oft Zertifikate oder Abschlüsse, während MOOCs in der Regel keine formale Zertifizierung bieten, obwohl einige Kurse optional Zertifikate oder akademische Credits anbieten können. 

Zahlen & Fakten

Plattformen aus der DACH-Region mit primär deutschsprachigen Inhalten existieren ebenfalls:

Instruktionsdesign als Gestaltung kompletter Lernsettings

Die Abbruchrate bei MOOC’s ist hoch. Studienergebnisse variieren zwischen 30-40% bis zu 90%. Um dem gegenüberzustehen ist ein gutes Instruktionsdesign zentral. Damit ist die Gestaltung kompletter Lernsettings gemeint:

Quelle: Skript Scil

Was bedeutet Instruktionsdesign?

Das ADDIE-Modell ist ein bewährtes Konzept für die Entwicklung von Lerninhalten und besteht aus fünf Hauptphasen:

  • Analyse: In der Analysephase werden die Bedürfnisse und Anforderungen der Zielgruppe sowie die Geschäftsziele der Organisation ermittelt. Es werden auch vorhandene Materialien und Ressourcen überprüft, um festzustellen, was bereits vorhanden ist und was neu erstellt werden muss. Diese Phase soll sicherstellen, dass das Lernmaterial auf die Bedürfnisse und die Anforderungen der Lernenden und der Organisation zugeschnitten ist. 
  • Design: In der Designphase werden die Lernziele festgelegt, das Material konzipiert und die Methode und Strategien zur Vermittlung des Lerninhalts ausgewählt. Es werden auch Bewertungsinstrumente und Tests entwickelt, um sicherzustellen, dass die Lernenden die Ziele erreichen. Diese Phase soll sicherstellen, dass das Lernmaterial effektiv und effizient ist. 
  • Entwicklung (Develop): In der Entwicklungsphase wird das Lernmaterial erstellt und verfeinert. Dazu gehört die Erstellung von Texten, Grafiken, Animationen, Videos oder anderen Medien. In dieser Phase wird das Material auch getestet, um sicherzustellen, dass es den Standards der Designphase entspricht und die Ziele erreicht werden.
  • Implementierung: In der Implementierungsphase wird das Bildungsangebot lanciert und der Lernprozess gestartet. Es können hierbei beispielsweise gezielte Kommunikation, Workshops oder Marketing-Aktivitäten zum Einsatz kommen. Diese Phase soll sicherstellen, dass das Bildungsangebot auf eine effektive und effiziente Weise an die Zielgruppe vermittelt wird. 
  • Evaluation: In der Evaluationsphase wird die Wirksamkeit des Lernmaterials bewertet. Mit Learning Analytics sind hierfür neue Optionen gegeben. 
Quelle: Skript Scil

Darüber hinaus können wichtige Weiterentwicklungen aufgezeigt werden:

  • Agile ADDIE: Eine der wichtigsten Weiterentwicklungen ist die Integration von agilen Prinzipien in das ADDIE-Modell. Das agile ADDIE-Modell ermöglicht einen flexiblen und iterativen Design- und Entwicklungsprozess, der es ermöglicht, schneller auf Veränderungen zu reagieren und Anpassungen im laufenden Prozess vorzunehmen.
  • Design Thinking: Design Thinking ist eine Methode, die auf die Schaffung von Lösungen für komplexe Probleme abzielt. Durch die Integration von Design Thinking in das ADDIE-Modell kann der Schwerpunkt auf die Bedürfnisse der Lernenden und die Schaffung von Lernmaterialien gelegt werden, die auf die spezifische Situation der Nutzer und Nutzerinnen zugeschnitten sind.
  • Microlearning: Microlearning ist ein Ansatz, bei dem Lernmaterialien in kurzen, leicht verdaulichen Einheiten präsentiert werden. Die Integration von Microlearning in das ADDIE-Modell ermöglicht es, Lernmaterialien in kleine Lerneinheiten aufzuteilen, die leichter zu konsumieren und zu verstehen sind. Dies könnte auch als “Mini-MOOC” bezeichnet werden, sofern es sich nicht nur um eine Video Learning Einheit handelt, sondern auch Möglichkeiten zur Interaktion beinhaltet.

Qualitätskriterien für MOOCs und Online-Kurse

Quelle: Skript Scil

Instruktionsdesign

Didaktisches Modell – Goal-Based Scenario

Das Goal-Based Scenario (GBS) ist eine von Roger Schank entwickelte Methode zur Erstellung von Lernsettings. Lernen geschieht zielorientiert, im Englischen goal-based. Ein GBS besteht aus der Beschreibung eines definierten Ziels und einer Reihe von Handlungen, welche die Teilnehmenden ausführen müssen, um das Ziel zu erreichen. Die Handlungen können in einer Hierarchie organisiert sein, um komplexe Probleme zu lösen. Ein typisches GBS beschreibt eine Geschichte oder eine Situation, in der die Lernenden eine bestimmte Rolle einnehmen. GBS hat den Vorteil, dass es eine realitätsnahe Umgebung schafft, in der Lernende in einer interaktiven Erfahrung handeln können. GBS passt auch für komplexe Probleme und Ziele, die durch einfache Anweisungen nicht erreicht werden können.

Quelle: Skript Scil

Kompetenzen: Handlungsziele als Ausgangspunkt

Ziele sind Basis allen menschlichen Handelns. Natürliches Lernen basiert von Anfang an auf Handlungszielen. Insofern sollte auch institutionalisiertes Lernen in MOOCs und Online-Kursen an Zielen ausgerichtet werden. Diese Prämisse liegt dem sogenannten GBS-Ansatz nach Schank et al. (1993), einem amerikanischen Kognitionswissenschaftler, zu Grunde. GBS stehen in der Tradition konstruktivistischer, handlungsorientierter Pädagogik-Ansätze. so soll in GBS über “Learning by doing” Handlungswissen zusätzlich zu Faktenwissen gefördert werden. Lernen findet in einem GBS deswegen immer in einem bestimmten Kontext statt, in dem ein vorgegebenes Ziel erreicht werden muss. Der Kontext und die damit verbundene Geschichte ermöglichen eine realitätsnahe Abbildung von Komplexität. Das zu erreichende Ziel soll so gestaltet werden, dass es den Lernenden bedeutungsvoll und interessant erscheint. Dadurch wird die Lernmotivation gefördert. Wissen soll in einer Form aufgebaut werden, dass es auch ausserhalb der Lernumgebung anwendbar ist, so dass ein Lerntransfer gelingen kann.

Kontext: Story, Mission und Rahmenbedingungen

Zur Einbindung des Lerngeschehens in einen fiktiven Kontext, auch Situierung von GBS genannt, tragen vor allem zwei Elemente bei:

  1. Story / Rahmenhandlung: Das erste Element ist eine Cover Story, auch Rahmengeschichte genannt, die eine spezifische Rolle für die Lernenden vorgibt. Die Cover Story gibt ein Szenario vor, in dem die Lernenden in eine fiktive Rolle schlüpfen sollen. Dabei soll die Handlung der Geschichte spannend, plausibel und möglichst realistisch sein, um eine Identifikation mit der Rolle zu ermöglichen. Die Cover Story könnte über alle Kurse hinweg gleich bleiben. Dann wäre damit eine Modularsisierungsstrategie verknüpft. 
  2. Mission: Die Mission ist das Kernelement eines GBS. Die Mission stellt das Hauptziel innerhalb der Cover Story dar, also die Aufgabe, die Lernende innerhalb einer Rolle zu erfüllen haben. Die Mission ist eng verknüpft mit den pädagogischen Zielen des GBS und dient dazu, die dafür notwendigen Kompetenzen zu entwickeln. Zudem könnten in den einzelnen Kursen einer Reihe die Mission eng gekoppelt sein mit dem Assessment und der Leistungsbeurteilung. Nach jedem Kurskapitel wird die Mission in einer Prüfung abgeschlossen. Zusätzlich ermöglichen diverse kleinere Teilmissionen in den Unterabschnitten der Kapitel, zuvor generiertes Wissen zu kontrollieren und zu reflektieren.

Inhaltsstruktur und Interaktionen / Aufgaben

Die Inhaltsstruktur spiegelt die Modul- bzw. Kapitelstruktur eines MOOCs / Onlinekurses wider. Die Inhaltsstruktur kann dabei nach einem Problemlösungsprozess strukturiert sein. Die formulierten Ziele und Teilkompetenzen könnten sich ebenfalls nach dieser Struktur orientieren. Darüber hinaus könnte ein Advance Organizer als pädagogisches Werkzeug verwendet werden, um das Verständnis und den Aufbau von Wissensstrukturen bei Lernenden zu verbessern, indem es einen Rahmen oder eine Struktur für das Lernen bietet. Es ist ein organisatorisches Schema, das die Lernenden darauf vorbereitet, neue Informationen zu empfangen, indem es ihnen eine Art “Landkarte” des bevorstehenden Lerninhalts präsentiert.

Um Interaktionen anhand von Aufgabenstellungen zu gestalten, verwenden wir gerne das ICAP-Modell von Chi und Wylie (2014). Das ist eine Taxonomie, um Lernaktivitäten mit steigendem Qualitätsanspruch zu entwickeln. Dem ICAP-Modell liegt die Annahme zugrunde, dass Lernen umso effektiver und nachhaltiger ist, je tiefer die Lernenden kognitiv involviert sind und je stärker sie sich engagieren. Die Lernaktivitäten werden unterschieden nach passiv, aktiv, konstruktiv und interaktiv. Vor allem konstruktive und interaktive Lernaktivitäten sind für den Wissenserwerb entscheidend.

Quelle: Skript Scil

Vertiefung: Gamification

Gamification bezieht sich auf die Integration von spielerischen Elementen und Techniken in Nicht-Spiel-Kontexte, um die Motivation, das Engagement und das Lernen zu fördern. Im Kontext von Online-Lernumgebungen kann Gamification dazu beitragen, den Lernprozess attraktiver und effektiver zu gestalten. Gamification geht über das Sammeln von Punkten und das Gestalten eines Wettbewerbs hinaus. Deshalb bevorzugen wir den weiter gefassten Begriff des Motivationsdesigns, um zu betonen, dass das Ziel im Steigern der Motivation und nicht im Gestalten spielerisch anmutender Elemente liegt. Als wichtigste Motivationstheorie nutzen wir die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (1993):

Quelle: Skript Scil

Vertiefung: Learning Analytics

Learning Analytics bezieht sich auf die Verwendung von Datenanalyse-Techniken, um Informationen über das Lernverhalten von Teilnehmenden in einem MOOC / Online-Kurs zu sammeln und zu analysieren. Das Ziel von Learning Analytics ist es, wertvolle Einblicke in das Lernverhalten der Teilnehmenden zu gewinnen, um den Lernprozess zu verbessern und zu optimieren.

In einem Online-Kurs können Learning Analytics eingesetzt werden, um die Aktivität von Lernenden auf der Lernplattform zu verfolgen, einschliesslich der Anzahl der eingereichten Aufgaben, der Zeit, die die Teilnehmenden auf der Plattform verbringen (deskriptive Analytik). Diese Daten können verwendet werden, um den Fortschritt und das Engagement der Lernenden zu bewerten (diagnostische Analytik), um mögliche Schwierigkeiten im Lernprozess frühzeitig zu erkennen (prädikative Analytik) und um personalisierte Empfehlungen und Unterstützung bereitzustellen (präskriptive Analytik). Der Mehrwert sowie gleichermassen die Komplexität der Analytik nimmt dabei jeweils zu. Die Entwicklung derartiger Services sollte somit mit einem kontinuierlichen Qualitätsentwicklungsprozess im Rahmen des ADDIE-Modells erfolgen. 

Quelle: Skript Scil

MOOCs & Online-Kurse in Bildungsprozesse integrieren

Modularisierungsstrategien

MOOCs / Online-Kurse können durch eine effektive Modularisierung in kleinere, leichter verdauliche Einheiten unterteilt werden, was den Lernprozess für die Teilnehmenden verbessert. Hier sind einige bewährte Strategien für die Modularisierung:

  • Themenbasierte Module
  • Zeitbasierte Module
  • Kompetenzbasierte Module (Kompetenzbereiche sowie Progressionsstufen, wie Beginners, Advanced und Professional)
  • Projektbasierte Module

Durch die Anwendung einer oder mehrerer dieser Modularisierungsstrategien können Online-Kurse / MOOCs strukturiert und effektiver gestaltet werden, um den Teilnehmenden ein optimales Lernerlebnis zu bieten.

Integration von MOOCs und Online-Kursen in Blended Learning

Es sind diverse Formen des Blended Learning mit MOOCs / Online-Kursen denkbar. Eine Auswahl zeigt die folgende Abbildung. Die Kombination von MOOCs und Blended Learning wird als bMOOC bezeichnet.

Quelle: Skript Scil

In traditionellen MOOCs / Online-Kursen erhalten die Lernenden in der Regel keine ausreichende Anleitung und Unterstützung und haben Mühe mit der Selbstregulierung. In bMOOC-Settings können Trainerinnen und Trainer den Lernenden ausführliche Feedbacks geben, indem sie etwa die Funktionen von Learning Analytics nutzen. Es gibt Evidenz für positive Auswirkungen von bMOOCs auf das Engagement und den Lernerfolg. Da zudem die sonst hohen Drop-Out Raten nicht auftreten, werden bMOOCs zunehmend eingesetzt.

Persönliche Lern- und Entwicklungsziele für dieses Modul

Mit MOOCs hatte ich bisher keine Berührungspunkte. Ich könnte mir jedoch durchaus vorstellen, dass gerade für die präklinische Notfallmedizin solche MOOCs interessant sein können, da gerade im Rettungsdienst eine gewisse Anzahl an Fortbildungsstunden obligatorisch sind. Viele Online-Kurse sind kostenpflichtig und häufig fehlt die Möglichkeit der Interaktion, was in der Regel bei MOOCs der Fall ist. Auch der Registrierungsprozess ist bei MOOCs häufig selbstgesteuert, was bei LMS-basierten Online-Kursen nicht möglich ist. Wichtig jedoch ist, dass am Ende eines MOOCs eine Teilnahmebestätigung versendet wird, umso die Fortbildungsstunden im Rettungsdienst zu belegen.

In diesem Modul möchte ich zum einen Recherchieren, ob bereits MOOCs für die präklinische Notfallmedizin existieren und falls ja, diese zu Evaluieren. Zum anderen möchte ich gegebenenfalls selbst einen Prototypen für einen Mini MOOC erstellen, respektive konzipieren.

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